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12 aufschlussreiche Fragen im Vorstellungsgespräch

Der Fragen im Bewerbungsgespräch sind schier endlos viele. «Wie viele Tennisbälle passen in einen Audi?», «Wie würden Sie einer blinden Person die Farbe Blau beschreiben?», «Welchen Titel würde Ihre Autobiografie tragen?» Nichts gegen solche ausgefallenen Fragen im Vorstellungsgespräch. Als Personalfachperson bekommen Sie aber vermutlich mehr Aufschluss über den Kandidaten oder die Kandidatin, der oder die Ihnen im Gespräch gegenübersitzt, wenn Sie in erster Linie gezielte und in der bisherigen Einstellungspraxis bewährte Fragen stellen.

Mit Fragen im Bewerbungsgespräch geht es für Sie darum, herauszufinden, ob die Person zur Stelle und zur Firma passt. Hierbei suchen und erhalten Sie Informationen zu folgenden Aspekten bezüglich der Kandidatin oder des Kandidaten:

  • Persönlichkeit
  • Motivation und Leistungsbereitschaft
  • Erwartungen und Werte
  • Arbeitsweise
  • Soft Skills

Es empfiehlt sich, dass Sie als Leitfaden für Gespräche einige Fragen haben, die Sie allen Kandidat:innen für einen Job stellen, sodass Sie miteinander vergleichbare Antworten bekommen. Stur nach Schema F die Fragen abzuarbeiten, ist dagegen nicht sinnvoll: Gestalten Sie das Gespräch als lebendigen Dialog, indem Sie an den passenden Stellen nachhaken oder die Diskussion durch geeignete Zusatzfragen oder Gegenantworten auflockern.

Im Folgenden haben wir für Sie 12 Fragen zusammengestellt, die sich in Vorstellungsgesprächen in verschiedenen Branchen bewährt haben.

1. Was wissen Sie über unser Unternehmen?

Wenn Sie dies fragen, erfahren Sie, wie gut sich Ihr Gegenüber auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet hat und damit auch, wie ernst es ihm mit der Bewerbung ist. Eine korrekte, ausführlichere Antwort auf die Frage zeigt Ihnen, dass die Kandidatin bzw. der Kandidat motiviert ist, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten. Ist bei ihm bzw. ihr zudem Begeisterung in Stimme und Blick zu spüren, ist das zusätzlich ein positives Signal. Anders verhält es sich bei Personen, die der Frage ausweichen oder falsches Wissen vorgaukeln: Diese haben sich weniger gut vorbereitet. Möglicherweise ist für sie die Stelle nur eine von vielen, auf die sie sich beworben haben und die sie sich eventuell vorstellen können.

2. Warum wollen Sie den Beruf / das Unternehmen wechseln?

Mit dieser Frage holen Sie bei der kandidierenden Person Motivation, Erwartungen sowie Karrierevorstellungen in Ihrem Unternehmen ab. Geeignete Kandidat:innen werden auf die Frage nicht beginnen, ihren aktuellen Arbeitgeber schlecht zu reden, sondern von Fähigkeiten berichten, die sie bei Ihnen einbringen, weiterentwickeln oder neu nutzen möchten. Auch verraten die Antworten etwas über die Motivation, mit welcher jemand von der alten Stelle weggeht: Ist er oder sie interessiert an einer beruflichen Weiterentwicklung? Oder hat die Person vielleicht versucht, mit ihrem Weggang einer Kündigung durch den Arbeitgeber zuvorzukommen?

3. Welchen Mehrwert können Sie für unser Unternehmen bieten?

Antworten auf diese Frage liefern Ihnen wichtige Informationen darüber, welche Stärken und welches Know-how jemand mitbringt, ebenso wie darüber, ob die Person auf die ausgeschriebene Stelle passt. So können Sie sich ein Bild davon machen, wie sie sich selbst einschätzt, aber auch, wie sie zum Erfolg Ihres Betriebs beitragen könnte. Idealerweise gibt die gefragte Person eine authentische, durch Beispiele belegte Antwort, die über das ausgeht, was in ihren Bewerbungsunterlagen steht. Dies zeigt zudem, dass sich die Person seriös auf das Gespräch vorbereitet und eine Ahnung davon hat, wie Ihr Unternehmen tickt und welche Rolle sie darin spielen könnte.

4. Wo sehen Sie sich beruflich in drei Jahren?

Mit dieser Frage erfahren Sie, wie es um Loyalität, Motivation und Lernbereitschaft der kandidierenden Person steht. Kann sie sich mit Ihrem Unternehmen identifizieren und sich dort eine berufliche Zukunft vorstellen? Im Idealfall wird aus der Antwort deutlich, warum die Anstellung eine wichtige Etappe in der Laufbahn der Bewerberin bzw. des Bewerbers darstellt und in welche Richtung sich die Person gerne entwickeln möchte. In jedem Fall erhalten Sie Hinweise darauf, ob die Stelle in Ihrer Firma für die kandidierende Person nur eine Zwischenlösung oder ein Karriere-Sprungbrett ist oder ob die Anstellung möglicherweise ihren Traumjob darstellt, in welchem sie die nächsten Jahre verbleiben will.

5. Wie stellen Sie sich Ihren idealen Chef oder Ihre ideale Chefin vor?

Diese Frage hilft Ihnen herauszufinden, in welchem Arbeitsumfeld sich die kandidierende Person wohlfühlt. Wünscht sie sich eher ein offenes Arbeitsklima mit einer mehr oder weniger engen Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten? Oder bevorzugt sie direkte Anweisungen und eine Kommunikation von oben nach unten? So erfahren Sie, ob sich der Kandidat bzw. die Kandidatin in Ihrer Unternehmenskultur und unter der zukünftigen Führungsperson am richtigen Ort fühlen wird. Ist dem nicht so, ist es möglich, dass er bzw. sie schnell frustriert sein und bereits kurz nach einer Einstellung die Kündigung einreichen wird.

6. Wann würden Sie es bereuen, dass Sie in unserer Firma angefangen haben?

Antworten auf diese Frage zeigen Ihnen, was der Bewerber bzw. die Bewerberin für Erwartungen an die Arbeitsbedingungen hat und was ihm bzw. ihr im Job wichtig ist. Damit können Sie mehr darüber herausfinden, ob sich die Person mit der Unternehmenskultur und den Werten Ihrer Firma identifizieren kann oder nicht. Viele Personaler:innen stellen diese Frage eher positiv, etwa: «Was schuldet ein gutes Unternehmen Ihrer Meinung nach seinen Mitarbeitenden?» Wenn Sie sie negativ formulieren, erhalten Sie bisweilen direkt wertvolle Informationen, aus denen Sie Schlüsse ziehen können, wie Sie Ihr Employer Branding künftig gestalten könnten, um mehr Kandidat:innen für Jobs zu gewinnen.

7. Welche Personen in Ihrem Leben haben am meisten Einfluss auf Sie gehabt und warum?

Auch diese Frage dient dazu, die Persönlichkeit der Kandidatin oder des Kandidaten näher kennenzulernen. Wie ist ihr Charakter, was gibt es Wissenswertes zu ihrem Hintergrund? Spannend dabei sind weniger die Personen, welche genannt werden, als die Gründe, warum gerade diese Persönlichkeiten für jemanden prägend waren.

8. Was sind Ihre grössten Stärken und was Ihre grössten Schwächen?

Antworten von Kandidat:innen auf diese Frage geben gleich in mehrerlei Hinsicht Aufschluss über ihre Persönlichkeit. Zuerst einmal: Wie reagieren die Job-Anwärter:innen auf solche Fragen? Geben sie vorbereitete Standardantworten oder fällt ihre Antwort spontan und authentisch aus? Geraten sie ins sich selbst Loben oder in Panik ob der Frage? Dann sagt das schon sehr vieles aus über ihr Selbstvertrauen sowie über ihre Fähigkeit, sich selbst einzuschätzen. Streicht eine Person Stärken hervor, die für die ausgeschriebene Tätigkeit relevant sind und unterlegt diese mit Beispielen, punktet sie bei Ihnen. Reflektiert sie dazu noch ehrlich ihre Schwächen, ortet Entwicklungspotenzial, zeigt Lernbereitschaft und belegt unternommene Schritte zu Verbesserungen, könnte sie die ideale Besetzung für die Stelle sein.

9. Mit welchen 5 Eigenschaften lässt sich Ihr Charakter am besten beschreiben?

Alternativ können Sie fragen, was die Person denkt, wie ihre (ehemaligen) Arbeitskolleg:innen sie beschreiben würden. Um diese Frage authentisch zu beantworten, muss der Kandidat bzw. die Kandidatin sich selbst gut einschätzen können. Auch finden Sie heraus, ob die Person wichtige Sachverhalte kurz auf den Punkt bringen kann oder ob sie ausführlich, aber möglicherweise doch geschickt und überzeugend ihre Qualitäten herausstreicht. Im Idealfall wird ihr Gegenüber nicht einfach die Eigenschaften aufzählen, die im Stelleninserat erwähnt sind oder die es sich als Standardantwort zurechtgelegt hat. Viel mehr wird die Person ein authentisches, ausführlicheres und mit Beispielen unterlegtes Bild ihrer Persönlichkeit zeichnen, welches Ihnen wichtige Hinweise dazu gibt, ob sie ins Team passt oder nicht.

10. Was war Ihr bis jetzt grösster Misserfolg und wie sind Sie mit diesem umgegangen?

Was die befragte Person hier antwortet, verrät Ihnen, ob sie reflektiert genug ist, um ihre Schwächen zu erkennen und mit Rückschlägen konstruktiv umzugehen. Wie hat sie gehandelt, hat sie Verantwortung für den Misserfolg übernommen und Wichtiges daraus gelernt? «Schlechte» Beispiele gibt es hierbei nicht. Es zeugt aber von wenig Selbstreflexion, wenn eine Kandidatin oder ein Kandidat trotz Berufserfahrungen kein Beispiel anführen kann oder angibt, keine Misserfolge gehabt zu haben.

11. Nennen Sie einen Konflikt, den es in einem Ihrer früheren Jobs gegeben hat. Wie haben Sie auf ihn reagiert und wie wurde er gelöst?

Konfliktfähigkeit ist bei allen Mitarbeitenden gefragt, denn wo unterschiedliche Menschen zusammenwirken, wird es früher oder später zu Missstimmungen kommen. Mit dem richtigen Umgang damit steht und fällt die fruchtbare Zusammenarbeit im Team. Jede Person wird im Vorstellungsgespräch aussagen, sie sei konfliktfähig. Erst wenn sie ein konkretes Beispiel eines erlebten Konflikts geben muss, wird sie jedoch zu einer ehrlichen Antwort gezwungen. Was sie schildert, gibt Ihnen zudem Aufschluss über Lösungs- und Teamfähigkeit der Person sowie darüber, wie professionell sie auf zwischenmenschliche Schwierigkeiten im Job reagiert.

12. Erzählen Sie etwas über sich, das nicht in Ihrem Lebenslauf steht.

Mit einer solchen Frage erfahren Sie mehr über das Leben, die Hobbys und die Persönlichkeit Ihres Gegenübers. Sie eignet sich gut zum Auflockern der meistens eher steifen Atmosphäre im doch oft sehr standardisierten Vorstellungsgespräch. Sie finden auf diese Weise zudem heraus, ob die Kandidatin bzw. der Kandidat in der Lage ist, sich spontan und gut selbst zu präsentieren – eine Aufgabe, die gerade für Jobs mit viel (Kunden-)Kommunikation wichtig ist.

Verwendete Quellen:

businessinsider (2018), businessinsider (2022), careerbuilder, impulse, rexx-systems, suxxeed, talention, unicum, workwise

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